Aus der >ZEIT< werden Lieder

Preisgekrönter Ohrenschmaus. Georg Clementi singt, als hinge sein Leben davon ab. Mit Charme und Hingabe verzaubert der Künstler die Menschen. Er spielt, er singt, er ist. Mit jeder Faser und einer Authentizität, die man nicht mehr oft findet. Inspiriert von der Wochenzeitung >DIE ZEIT< kreiert der Südtiroler Schauspieler, Sänger und Regisseur Chansons, die berühren. Ein Gespräch über die >Zeitlieder< und das Leben…

Herr Clementi, wie wird aus der >ZEIT< ein Lied?

Das ist ganz unterschiedlich. Mal ist es eine knackige Überschrift wie: „Liebe, Tod und Wetter“, manchmal eine beschriebene Situation, zum Beispiel: Flüchtlinge, denen bei der Überfahrt von der Grenzpolizei mitten am Meer das Schlauchboot zerschossen wird. Oder nur ein Satz wie: „Es gibt bessere Orte für eine Nierenkolik als die ostsibirische Wildnis“, der mich anregt. Wichtig sind mir Themen, die ich entweder mit viel Poesie oder mit viel Humor verarbeiten kann. Am glücklichsten bin ich, wenn sich beides trifft.

Was bedeutet Singen für Sie?

Lächelnd auf die Welt zu sehen und seine Betrachtungen lustvoll mit anderen zu teilen.

Wer sind Ihre Vorbilder?

Ich liebe so viele Künstler, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Leichter fällt es mir zu sagen, was ich mag – und was nicht: Ich mag Großzügigkeit auf der Bühne und ich hasse Eitelkeit. Ich liebe geistreiche Einfachheit, Verständlichkeit mit Tiefgang. Ich mag Künstler, die sich bewusst sind, dass sie niemals allen gefallen können und die mit ganzem Herzen arbeiten.

Wann fühlt es sich so richtig gut an, auf der Bühne zu stehen?

Es gibt kaum einen besseren Ort als die Bühne, aber sie ist nur dann ein guter Ort, wenn sie von freundlicher Zuneigung, Wohlwollen und Freude umgeben ist. Die beste Voraussetzung dafür sind großzügige Künstler, die viel von sich verschenken, auch untereinander, und ein großzügiges Publikum, das viel zurückgibt.

Was entdecken Sie gerne?

Gutherzige Menschen, humorvolle Weisheit. Dankbarkeit.

Was sind Ihre persönlichen Glücksmomente?

Die meisten erlebe ich mit meiner Frau und den drei Buben. Dass ich meinen Beruf so sehr liebe, hilft natürlich auch, um nicht in Griesgram zu versinken.

Wem hören Sie gerne zu?

Meinem kleinen Joshua. Der ist jetzt neun Monate alt und spricht eine herrlich komische, vergnügte und oft weittönende Lautsprache.

Was war Ihre größte und schönste Auszeichnung?

Es ist toll, Preise zu gewinnen, so wie gemeinsam mit meinen Musikern Sigrid Gerlach-Waltenberger und Tom Reif in Stuttgart und Potsdam für die >Zeitlieder<. Diese Anerkennungen tun natürlich gut. Die größte Auszeichung ist aber ein glückliches Publikum.

Worauf sind Sie stolz?

Nach einer Theatervorstellung kam einmal eine Frau auf mich zu und sagte: „Vor 15 Jahren ist mein Mann gestorben. Heute habe ich zum ersten Mal wieder gelacht.“ Darauf bin ich sehr stolz.

Was macht ein gutes Chanson aus?

Ein geistreicher Text, verbunden mit eingängiger Musik. Ein gutes Chanson fährt dir stereo, geradewegs und gleichzeitig in Herz und Hirn.

Ist es schwierig, auf Deutsch zu singen?

Aber nein, wieso denn? Englisch singen, das ist für mich schwer. Oder Finnisch.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr zu den Zeitliedern: www.zeitlieder.de, mehr über Georg Clementi: www.clementi.de

 

PS: Das Bild von Georg Clementi im roten Hemd ist von Leo Fellinger, das im weißen Hemd sowie das von den Zeitlieder-Musikern ist von Stefan Dokoupil. Und das von der >ZEIT< samt Erdbeere stammt von Georg Clementi persönlich…