Graz – Steiermark – Österreich
Das Schönste an Graz sind die Dächer. Ziegelrot und in unterschiedlichen Winkeln gen Himmel gereckt. Besonders gut sieht man diese leuchtende Landschaft vom fünften Stock im Hotel Wiesler aus. Dort liegt auf dem Zimmer sogar ein Feldstecher für die ausführliche Betrachtung bereit. Prächtiger Rundumblick gelingt vom Schlossberg aus, zum Beispiel unterhalb des imposanten Uhrturms.
Und weil wir gerade so schön auf dem grünen Hügel sind, könnte man doch ein wenig dem Müßiggang fröhnen … Während der Herr Kellner im Aiola anscheinend keine Gäste mag, die nicht reserviert haben, wird die Sky Bar ihrem auf der Homepage ausgerufenen Motto (>Charme zu jeder Uhrzeit<) mehr als gerecht. Außerdem freuen wir uns über die noch bessere Aussicht auf pretty Graz.
Es gibt mehrere Wege nach oben – und wir haben sie alle ausprobiert. Beinharte Recherche, nahe an der Leistungsgrenze. Günstig und schnell geht’s mit dem gläsernen Aufzug im Berg die 473 Meter hoch. Die spektakulärere Variante des maschinenbetriebenen Aufstiegs ist die Fahrt mit der Schlossbergbahn. Hat man das Glück, in erster Reihe zu sitzen, legt sich einem die steirische Hauptstadt zu Füßen wie eine wolllüstige Diva. Besonders stimmungsvoll ist dieses Erlebnis im letzten Licht des Tages. Bei 60 Prozent Steigung kann einem schon die fotografierende Hand zittrig werden, (man möge der Entdeckerin gnädig verzeihen) …
Zu Fuß geht’s besonders malerisch über die Schlossbergstiege bergab. Die Draufgabe ist der Einblick in die vielfältig bepflanzte Felsenwelt. Steingärten in allen Farben erfreuen die sich der Altstadt nähernden Entdecker. Der andere Weg führt mit weniger Treppen – aber auch mit weniger Ausblick – hinab auf den Karmeliterplatz. Dort wartet sie geduldig, diese anmutige Stadt mit ihren zauberhaften Innenhöfen.
Der Landhaushof ist ein Lieblingsort der entdeckerei in Graz. Besonders, wenn er beinahe menschenleer ist und seine volle Renaissancepracht entfalten kann.
Ansonsten wird hier gefeiert, Musik oder Film dargeboten und winters gibt’s eine vielbesuchte Eiskrippe zu sehen. Außerdem tagt hier das steirische Landesparlament. Ruhe ist also rar. Dabei ist dieser Ort voller Magie, wenn man ihm Zeit lässt. Einfach stehen, staunen – und dem Faun hinten in der Ecke einen Besuch abstatten, bevor man wieder in den städtischen Trubel eintaucht …
Das Kunsthaus lockt mit regelmäßig wechselnden Ausstellung, der Museumshop mit hochwertig-erfreulichen Mitbringseln und das Café ist stets gut bevölkert. Und irgendwann sollte man die Mur im verschlungenen Pfad über die kunstvolle Insel queren. Der kleine Umweg ist bei Tag und Nacht eine gute Idee. Dort, über den Wellen des Flusses, zeigt die Stadt ihren Innovationsgeist und gestalterischen Mut. Chapeau!
Das artgerechte Finale nach einem Tag zu Fuß durch die herrlich engen Gassen voll italienischem Charme bietet sich in einem der Lokale am Franziskanerplatz an. Beschützt vom alten Gemäuer der Franziskanerkirche und gewärmt von gereichten Decken verlängert man die blaue Stunde einfach hinein ins nächtliche Dunkel. Das urbane Treiben wird nun langsamer und stiller. Man murmelt noch ein letztes Mal das aktuelle Lieblingswort – Murnockerl – diese wunderbar poetische Bezeichnung für die rundlichen Flußsteine als Bodenbelag. Der letzte Schluck steirischen Weins vermischt sich mit der Vorfreude auf den nächsten Tag. Das Leben ist schön. In Graz sogar noch ein bisserl mehr.
PS: Das Dächerbild ganz oben ist von photo5000 – fotolia.com, die Aufnahme vom Innenhof des Landauses dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Joachim Bacher blounge.at verwenden, merci! Die restlichen Bilder sind Schnappschüsse der entdeckerei.