Gerold Tusch – Keramiker

>Ich will Freude schaffen<, erzählt Gerold Tusch in seinem Salzburger Atelier. Der Künstler liebt Oberflächen, er spielt mit Formen und inszeniert Andeutungen. Glasuren sind für ihn die Haut seiner Objekte. Wie zarte Adern spannen sich die Linien edler Craquelé-Glasur über organische Formen, anmutig schimmernd wie die seltenen Geschöpfe einer geheimen Unterwasserwelt.

Sinnlichkeit. Zerbrechlichkeit. Sorgfalt. Diese Begriffe fallen mehrmals im Gespräch mit Gerold Tusch. Sein Arbeitsmaterial Ton eröffnet dem Künstler eine Vielfalt an Möglichkeiten, erfordert handwerkliches Know-how und erzeugt durch seine Zerbrechlichkeit einen besonderen Wert.

Erst bei ca. 570° Celsius wird aus Ton Keramik. Diese Transformation geschieht im eigenen Brennofen, dabei verändert das Ausgangsmaterial seine Eigenschaften: Es wird dichter, erhält seine Festigkeit und schrumpft um ca. zehn Prozent. All das macht den besonderen Reiz der Keramik aus. Nur mit dem Gewicht des Materials hadert Gerold Tusch: >Das ist schon böse schwer<. Eine seiner größeren Skulpturen bringt locker 30 Kilogramm auf die Waage, nicht gerade schonend für den Rücken des Künstlers.

Ursprünglich studierte Gerold Tusch in einer Klasse für Malerei am Salzburger Mozarteum und später Keramik an der Riedvelt Akademie in Amsterdam. Nach einiger Zeit der Zweigleisigkeit waren die Verlockungen der keramischen Dreidimensionalität schließlich größer.

Es gibt Ideen, die stehen jahrelang im Raum. Sie werden mit ein paar Worten festgehalten, wieder vergessen – und irgendwann umgesetzt. >Kleine gepolsterte Wandobjekte / Hemden< ist zum Beispiel auf einem Stück Papier notiert. Ohne Skizze. Und Gerold Tusch weiß noch Jahre danach, dass er damit einem verschlissenen Lieblingshemd seine Ehre erweisen wollte.

Im Keramikrahmen wird ein Stück aufgepolsterter Stoff zum Kunstwerk. >Meine Ideen kommen in Momenten der Ruhe oder bei konzentrierter Arbeit<, erklärt der Keramiker.

Lustvoll. Konsequent. Anspruchsvoll. Gerold Tusch verbietet sich nichts, limitiert keine seiner Ideen, auch wenn sie manchmal erst rückblickend Sinn machen. Der studierte Kunsterzieher unterrichtet leidenschaftlich gerne und arbeitet konsequent an der optimalen Form. Oberflächen werden so lange bearbeitet, bis sie annähernd perfekt sind. Sie wirken so betörend, dass man sie sofort berühren möchte. Gerold Tusch macht es wie die Blumen mit den Bienen: Durch die erhöhte Attraktivität seiner Werke lockt er die Betrachter an – um ihnen eine Reaktion zu entlocken.

>Künstler sind keine besseren Menschen<, ist Gerold Tusch überzeugt. Er mag die starke Egozentrik im Kunstbetrieb nicht und hält Arroganz für kontraproduktiv: >Kunst darf nahbar sein, das macht sie nicht banal<. Der gebürtige Kärntner liebt Zweideutigkeiten und spielt mit Assoziationen, die leicht kippen. Gerold Tuschs Formen sind stets anmutig und oft frivol. Scheinbar oberflächliche Schönheit zieht die einen an und weist so manchen barsch zurück wie eine kapriziöse Geliebte.

 

Weitere Infos: www.geroldtusch.at

PS: Alle Bilder sind von der entdeckerei.