Dort wollten wir hin. In den Schellfischposten, Hamburgs älteste Seemannskneipe. Dort, wo die großartige Ina Müller auf genau diesem Tresen sitzt, oft mit dem Popo drauf, manchmal auch brav dahinter. Ihre Gäste Löcher in den Bauch fragt und doch nie ausreden lässt. Zwischendrin singt der Shantychor, diese energiegeladene Ansammlung eher grauhaariger Herren mit der Extraportion Humor. Die 20 Sänger singen von draußen durchs offene Fenster, er ist einfach zu klein, der Schellfischposten.
All das ist schon im Fernsehen ein so herzerwärmendes Durcheinander – und wenn schon Hamburg, dann hierhin. Wer >Inas Nacht< nicht kennt, werfe einen mutigen Blick in die NDR Mediathek, es lohnt sich.
Viel, viel kleiner ist er, der Schellfischposten. Die TV-Kameras machen also nicht nur Menschen dicker (das hielten wir bisher für ein Gerücht), sondern auch Räume größer. Wir wollten auch so gerne sagen >Frau Müller, ein Bier bitte<, doch die Barfrau war diesmal nicht Frau Müller. Wir haben trotzdem Bier getrunken. Und sind dann noch zu Frau Möller gefahren, aber das ist eine andere Geschichte. Denn auf dem Weg zurück nach St. Georg, in unser Hamburger Teilzeit-Zuhause, liegt der Michl, das Hamburger Wahrzeichen. Die Kirche heißt eigentlich St. Michaelis und sieht nicht nur von außen toll aus, sondern ist innen gar zauberhaft. Fast wie ein Theater …
Also gut, in Wirklichkeit waren wir vor der Biertrinkerei beim Michl, aber wenn wir brav mit Hamburgs Wahrzeichen angefangen hätten, liest ja keiner weiter. Wir locken unsere Leser mit Bier, so sieht’s aus.
Halt, noch ein Abstecher in die Speicherstadt, weil wir gerade in der Nähe sind. Halb Hamburg ist per Rad unterwegs und das ist auch für Entdecker die ideale Fortbewegung. Kaum hier, schon dort – und zwischendurch ein paar köstliche Tapas im Portugiesenviertel. Das ist unsere neue Form von Ein-Stunden-Urlaub. Wir haben bei Casa Ricardo gespeist, sommerlich leicht vor der Tür. Geschmeckt hat’s so gut wie in Spanien, ehrlich.
Bei der ehemaligen Speicherstadt, dort, wo einst Gewürze, Teppiche, Kaffee und Tee lange und sicher gelagert wurden, entsteht derzeit das neue Wohnviertel Hamburgs, die Hafencity. Ein Gebäude nach dem anderen wächst gen Himmel, die Käufer und Mieter kommen angeblich kaum hinterher. Eine ganz eigene Atmosphäre, sehr urban – aber noch sehr neu. Etwas älter, belebter und richtig lebenswert ist unser aktuelles Lieblingseck in Hamburg: St. Georg. Genauer: Die Lange Reihe. Dort gibt’s ein wahrlich gemütliches Beisl, eine Kneipe oder wie man diese Art von Gastwirtschaft halt nennt im Norden. Doch es bringt auch hier nichts, zu sagen: >Frau Möller, ein Bier bitte.< Denn Frau Möller ist ein Hund.
Wir wollten noch ein bisschen schwärmen von St. Georg und einer charmanten Hutexpertin. Der Außenalster und einem klitzekleinen Kaufhaus. Drum brauchen wir wohl noch einen zweiten Teil für Hamburg, mindestens.
Hier geht’s zu Teil 2…
PS: Die beiden wunderbaren Bilder von der Speicherstadt und dem prachtvollen Backsteingebäude sind von Eva trifft, danke!