Kapitel 31 – Der Abschied
Tja, irgendwann geht auch die längste Pause zu Ende. Dann heißt es wieder Koffer packen und Abschied nehmen. Ein Auge lacht der Heimat entgegen, das andere weint um die liebgewonnene neue Teilzeit-Heimat…
Eines ist sicher: Die Entdecker haben ein ausgeprägtes Talent zum Müßiggang. Diese Fähigkeit werden wir weiterhin pflegen und entwickeln. Aber erst zücken wir zum Abschied das weiße Tücherl und winken tapfer: >Baba, Buenos Aires, Adiós, Argentina!<
Nun werden wir also zuhause wieder einmal nach dem Rechten sehen, den Winter betrachten und – wer weiß – vielleicht kommen wir irgendwann einmal wieder zurück und besuchen all unsere Lieblingsplätze. Dafür wird allerdings eine Handvoll Tage bestimmt nicht reichen, dann es gibt so viel Wunderbares und Sehenswertes in dieser seltsam-großartigen Stadt.
Was wir vermissen werden:
Nachts im T-shirt unterwegs zu sein. Die köstlichen Medialunas de manteca. Tinto aus Mendoza. Empanadas in fast allen Varianten. Die Geduld der Menschen und die beinah überall zu findende Höflichkeit. Die unglaubliche Größe und Vielfalt dieser Stadt. Die reifen Tänzerinnen und Tänzer, die in ihrer Genussfähigkeit den Jungen um Lichtjahre voraus sind. Dulce de leche. Die Möglichkeit, jeden Tag Tango zu tanzen. Dass einen Menschen einfach so ansprechen. Weil sie mögen, wie man tanzt. Weil sie wissen wollen, wo man herkommt. Oder auch nur, um zu erfahren, wo es solche Schuhe zu kaufen gibt. Wie Fleisch in Buenos Aires zubereitet wird und wie es schmeckt. Die vielen Farben – auf Bussen, auf Fassaden, auf Kleidung. Mafalda und ihre Bank. San Telmo und sein Charme. Palermo Soho und seine grünen Straßen. Den Müßiggang. Und halt: die Bäume!
Was wir noch immer nicht wissen:
Wie das mit der Vorfahrt funktioniert. Es gibt hier keine Verkehrsschilder, aber viele Kreuzungen ohne Ampeln – und dennoch keine Unfälle, wie uns scheint.
Wie es sein kann, dass man freiwillig Fernet Branca mit Cola mischt und das auch noch trinkt. (Nicht, dass wir uns falsch verstehen: die Hälfte der Entdeckerei mag Fernet, aber bitte pur!)
Warum es ausgerechnet hier so viele Psychiater gibt, wir haben die Menschen als recht heiter empfunden. Außer in Recoleta – als wir dort auf die Besichtigung einer Wohnung gewartet haben, sind uns in den 15 Minuten mehr traurige Gesichter untergekommen als im gesamten vergangenen Jahr.
Worauf wir uns freuen:
Auf so manch lieben Menschen. Wasser wieder aus der Leitung trinken zu können und nicht im 6-Liter-Container schleppen zu müssen (Danke, Wikinger!). Nespresso bzw. Lakritze (jeder Entdecker hat seine eigene Vorliebe). Aufs Das Kino. Schokolade. Die herrliche Luft. Die Ruhe (falls die Nachbarn nicht feiern). Unser Sofaschiff. Dass es jeden Tag Strom gibt, verlässlich. Dass es jeden Tag Wasser gibt, ebenso verlässlich. Auf die ebenen Gehsteige. Auf Wattepads (hier gibt es anscheinend nur Watte). Auf Gewürze und darauf, dass sie auch verwendet werden. Auf Gastgärten (auch, wenn es noch ein bisserl dauert, bis sie aufsperren werden).
Danke fürs Mit-Entdecken, fürs Kommentieren und alle Ermunterungen und Unterstützungen, als das mit Buenos Aires noch kaum mehr als eine vage Idee war…
Schaut wieder einmal rein, wir sind noch nicht fertig mit den Entdeckungen, noch lange nicht…
Es winken: die Entdecker 🙂