Mission Eichhörnchen

Kapitel 18Als wär’s Gold… 

Alles hat seinen Preis. Soweit, so verständlich. Auch Wohnungen in fremden Städten. In Buenos Aires werden Mietpreise fast immer in US-Dollar angegeben. Das nützt der internationalen Orientierung und stemmt sich gegen die Inflation der eigenen Währung. Dass die Porteños, wie sich die Bewohner Buenos Aires‘ nennen, die Ami-Währung lieber mögen, versteht der Reisende bald. Hebt man nämlich innerhalb weniger Wochen Geld vom hiesigen Bankomaten ab, bemerkt man am heimischen Konto, dass die Geldbeschaffung von Mal zu Mal günstiger wird. Wer seine Werte schwinden sieht, geht lieber auf Nummer sicher – und flüchtet sich in die nächstbeste Währungswelt.

Von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung erlebten wir die Bitte, die Miete doch in der US-Währung zu bringen. Die für uns Europäer derzeit eher günstigen Dollar sind hier begehrt wie Gold. Kein Problem, denken die Entdecker. Eine Handvoll Dollar haben wir noch, den Rest treiben wir eben auf. Die naive Idee: Argentinische Pesos in US-Dollar wechseln und – trara! – von dannen ziehen. Doch ganz so einfach ist es nicht, die Gelddinge haben hier politisches Gewicht…

Steinreiche Reisende behelfen sich wohl mit der Portokasse. Unsereins legt eine mittlere Tour zu Banken, Wechselstuben und Touri-Infos hin und weiß nun: Inzwischen ist es illegal, in Argentinien US-Dollar zu erwerben. Gesetz ist Gesetz. Die Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner ist drauf und dran, das Land wirtschaftlich wieder auf die Beine zu bekommen und sieht die Lösung in der verpflichtenden Verwendung der hiesigen Währung. Der denkende Mensch versteht die politische Idee, der mietende Mensch versteht den Wunsch nach Währungssicherheit.

Nach einigem Haareraufen und der Überlegung, die Dollar auf dem Schwarzmarkt zu erstehen, haben wir uns für die >Mission Eichhörnchen< entschieden: Jeden Tag mit jeder Karte den maximal möglichen Betrag aus den Geldmaschinen abholen. Wie die Dealer kannten wir bald die Macken der einzelnen Maschinen. Diese war abends regelmäßig leer, jene funktionierte nur, wenn man ihr die Karte flink wieder entzog. Und nach ein paar Tagen Sammeltourismus hatten wir nicht nur die Zusage unserer Baumhaus-Vermieterin, einen Teil der Miete in Pesos zu akzeptieren, sondern auch einen Teller voller Geld. In einer Währung, die anscheinend niemand wirklich will…

Und während die Einheimischen weiterhin ihre Dollar am Schwarzmarkt erstehen und sich munter an den politischen Ideen von Cristina vorbeischummeln, erleben wir samstags und sonntags bei Einbruch der Dunkelheit einen anderen Schwarzmarkt: Ein kleiner Klapptisch, darauf fünf, sechs Plastikkisten und darin: Raubkopierte DVDs der aktuellen US-amerikanischen Kinofilme zum Schleuderpreis. Mehrere Köpfe senken sich gleichzeitig über die Kisten, mehrere Hände durchforsten flink die feilgebotenen Filme. Als Beleuchtung dient einzig das fahle Licht der Straßenlaterne und ein über die Kisten gehaltenes Mobiltelfon. Rasch wechseln einige Scheine die Besitzer. Diesmal waren es Pesos, soviel konnten wir sehen …

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