Wind/Stille

Kapitel 11Nächtliche Hitze, virtuelle Umzüge, erlebte Streiks

Diese Stadt ohrfeigt einen. Ein landesweiter Streik. Müll auf den Straßen. Hitze in der Nacht. Und dann, nach einem müden Tag schickt sie spätabends eine Umarmung. Bezaubert mit ihren Melodien, den Tänzerinnen und Tänzern und man kann ihr nicht länger böse sein.

Nach einer Nacht, die nicht wirklich der Erholung diente, steht der Entschluss fest: So überstehen wir die kommenden, noch wärmeren Wochen nicht. Unsere Herberge ist eine herrlich gemütliche, aber direkt unter dem Flachdach (mit der anziehenden Dachterrasse darauf) ist’s nicht wirklich kühl. Wir müssen wohl umziehen. Irgendwohin mit Klimaanlage, einer dieser brummenden Schachteln, die an den Fassaden kleben wie Fliegen auf Obst.

Wir formulieren ein charmantes Mail an die Vermieterin. Erklären unsere Not, betonen unsere Begeisterung für die Herberge, zeigen uns ein wenig ratlos. Die Wohnung tauschen? Oder fluten? Erst einmal frühstücken, diesmal im Café an der Ecke. Die ersten lilafarbenen Blüten liegen schon am Boden, es wird Sommer in Buenos Aires.

Viele Straßen sind gesperrt, darum verschieben wir den geplanten Ausflug per Bus in einen anderen Stadtteil. Das Gute am Streik: Die Straßen sind leer und es fahren kaum Autos.

Doch auch der Müll ist nicht abgeholt worden, Protest ist eben Protest. Das Zeichen der Gewerkschaft soll ein deutliches sein – und ein riechendes. Die ungewohnte Ruhe stimmt uns versöhnlich, der Bummel durch San Telmo und einige kleine Antiquitätenläden macht Spaß. Zurück zuhause hat Angela, unser Hausengerl, einen Plan:

Wir probieren’s mit einem alten, aber richtig potenten Ventilator. Nützt’s was, wird solch ein Wunderwuzi für uns angeschafft. Wie der Concièrge eines Luxushotels kümmert sich Angela um unsere Bedürfnisse – und wir versuchen unser neues kühlendes Glück mit Don Viento, dem Herrn der Winde…

Und wie geht’s weiter? Hier entlang…