Gegensätze

Kapitel 29Argentinische Eigenheiten

In Buenos Aires ist so vieles anders. Sommerschlussverkauf im Jänner. Am Stadtplan ist der Norden nicht oben. Im Kino sitzt man auf den Seiten und geht in der Mitte durch den Saal.

Die Natur bahnt sich ihren Weg – auch dort, wo sie ausgesperrt wird. Viele Häuser erzählen noch vom ehemaligen Glanz, sind jedoch oft dem Verfall preisgegeben. Alles, was süß sein kann, ist sehr süß. Aber alles, was würzig sein könnte, ist es nicht. Sogar mexikanisches Essen ist eine eher laue Angelegenheit.

Altes aus vergangenen Zeiten wird hier gerne verkauft. Löffelchen aus berühmten Konditoreien, die es längst nicht mehr gibt oder verblichene Postkarten aus Europa. Es gibt prächtige Flohmärkte mit so vielen verlockenden Dinge – wäre das mit dem limitierten Gepäck und dem Fliegen nicht…

Die Verstorbenen mit genügend Vermögen bekommen am malerischen Friedhof in Recoleta eigene Häuschen mit steinernen Engeln darauf. Ehemalige Berühmtheiten wie Evita werden hier von touristischen Massen besucht – die letzte Ruhestätte ist nicht wirklich leise…

Diese Stadt regt einige auf, verwirrt manche, aber berührt viele. Mit ihrem Chaos, ihrem Lärm, ihrer fehlenden Perfektion. Sie rührt einen an mit ihrer Nostalgie, der Idee, wie Europa einmal war, damals… Auch viele der Tangos drehen sich um dieses >Damals< und klingen eher traurig. Verlorene Lieben werden beklagt, die vermisst Stadt – Buenos Aires – wird besungen. Und trotzdem, es tanzt sich recht heiter zu diesen alten Klängen. Unter freiem Himmel in einem Park dieser Stadt voller Gegensätze…

Hier geht’s bunt weiter…